3.4
Die Kapitulation Italiens 3.4.1
Die Anzeichen des Verschleisses des Ustascha-Regimes Es
zeigte sich indessen bald, dass sich die Krisen des Regimes, die
vor allem durch die kontinuierliche Aushöhlung seiner Souveränität,
die zunehmende Unsicherheit sowie die fortgesetzte Ausbeutung
und Vernichtung der wirtschaftlichen Hilfsquellen des Landes
durch Aufständische und Besatzungstruppen bedingt waren, weder
durch personelle Umbesetzung noch durch
verwaltungsorganisatorische Neukonstruktionen beheben liessen.
Auch die in den letzten Kriegsjahren von Pavelić
unternommenen Versuche, durch neue, politisch unbescholtene Männer
das angeschlagene Vertrauen bei der Bevölkerung wieder
herzustellen, blieben angesichts dieser elementaren Tatsachen
erfolglos, zumal der Poglavnik an den ideologisch-politischen
Grundsätzen der Ustascha keine Abstriche machen konnte, wollte
er sich nicht selbst den Boden entziehen. So folgte in immer kürzeren
Abständen eine Regierungsumbildung der anderen. Damit
beschleunigte sich gleichzeitig die Frequenz der personellen
Wechsel in den Führungsstellen der verschiedenen Ministerien
und der Ustascha-Organisation. Nach aussen hin vermittelten die
fortwährenden Umstellungen den Eindruck eines anhaltenden
Verschleisses des Regimes.[1] In
Deutschland stellte man sich die Frage, in welchem Mass man
weiterhin das Ustascha-Regime unterstützen und ihm freie Hand
gewähren sollte. In einer internen Erörterung kam man zu dem
Schluss, dass jede andere kroatische Regierung zu diesem
Zeitpunkt nichts Besseres, sondern nur Unzulänglicheres leisten
würde, zumal ein Wechsel des Regierungssystems zusätzliche
Risiken mit sich bringen würde. Man beschloss darauf,
einerseits die Pavelić-Regierung vorbehaltlos zu unterstützen,
andererseits stärkeren Einfluss auf sie zu nehmen. Insbesondere
beabsichtigte man, die Serbenverfolgung zu unterbinden.[2] Deutschland
hatte gemäss Kästli auch strategische Gründe, um an der
aktuellen kroatischen Regierung und am kroatischen Gebiet
festzuhalten. Zudem galt es im Zuge der Befestigung der Südfront
und der adriatischen Küste vor einer möglichen alliierten
Landung, das wirtschaftlich, politisch, militärisch und sozial
desorganisierte Land in einen verteidigungsfähigen Zustand zu
versetzen.[3] Dazu
gehörten auch militärische Massnahmen, die das Problem der
Aufständischen, insbesondere der Partisanen, endgültig lösen
sollten. Aus diesem Anlass beschlossen deutsche, italienische
und kroatische Generäle, dass durch militärische Grossaktionen
Titos Streitkräfte eingekreist und vernichtet werden sollten.
Durch die erste Aktion Anfang 1943 wurden Titos Partisanen
dermassen geschwächt, dass sie sich nach Montenegro zurückziehen
mussten. Anschliessend im Sommer 1943 mussten die
kommunistischen Aufständischen vor neuen Angriffen die Flucht
ergreifen und wichen mit ihrer Hauptkraft in Eilmärschen nach
Nordwestbosnien aus. Die Partisanenarmee hatte etwa die Hälfte
ihrer Mannschaften, ausserdem die meisten ihrer schweren Waffen
durch die Angriffe verloren. Der Verlauf der Kämpfe hatte indes
klar aufgezeigt, dass die unter dem Oberbefehl Titos
zusammengefassten Partisanenkräfte straff organisiert waren,
geschickt geführt wurden und über eine erstaunliche Kampfmoral
verfügten.[4] Die
beiden Militäraktionen hatten in ihrem Ziel versagt. Es zeigte
sich, dass namentlich die Besatzungstruppen dem zermürbenden,
von den Partisanen raffiniert geführten Kleinkrieg in den
unwirtlichen Gegenden Bosniens und Montenegros nicht gewachsen
waren. Der Misserfolg der Säuberungsaktionen bedeutete eine
starke Demoralisierung der deutschen und mit ihnen verbündeten
Verbände. Nach Abzug der eigenen Truppen aus den eroberten
Gebieten gewannen die Aufständischen wieder an Boden, und die
erlittenen Verluste vermochten sie durch neuen Zulauf zu
kompensieren.[5] Kästli
war der Ansicht, dass die militärischen Niederlagen und die
innenpolitischen Verhältnisse, zusammen mit der neuen
Kriegslage im Mittelmeer und an der Ostfront, einerseits eine
vermehrte Unsicherheit im herrschenden Regime und in die
Regierung hervorriefen, anderseits in den breiten Volksschichten
Hoffnungen auf baldige, entscheidende Änderungen weckten.[6] 3.4.2
Der Sturz Mussolinis Nach
der Landung der Alliierten in Sizilien im Juli 1943 bereitete
sich in Italien ein Umschwung vor. Bei einer darauffolgenden
Zusammenkunft Mussolinis mit Hitler gestand der Duce ein, dass
Italien am Ende seiner Kräfte sei, worauf Hitler weitere
Unterstützung für seinen Verbündeten versprach. Ehe diese
eintreffen konnte, wurde Mussolini nach einer Sitzung des
Grossrates der Faschistischen Partei am 25. Juli verhaftet.
Darauf ernannte der italienische König Viktor Emanuel III.
Marschall Badoglio zum Ministerpräsidenten, der kurze Zeit später
Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten einleitete.[7] Die
anschliessende Kapitulation Italiens am 8. September 1943 hatte
in Kroatien zu einschneidenden Änderungen geführt. Plötzlich
stand der italienische Einfluss im Kern gebrochen da. Kästli
vermerkt, dass in den massgebenden kroatischen Stellen die
Meinung vorherrschte, durch die Beseitigung des Faschismus habe
sich die Lage Kroatiens mit einem Schlag gebessert. Man spürte
die Hypothek der Römer Protokolle nicht mehr so schwer auf sich
lasten. Gleichzeitig bangte man unter den Ustaschen etwas um die
Zukunft. Der deutsche Gesandte Kasche zerstreute solche Befürchtungen
mit der Erklärung, dass er zu diesem Zeitpunkt keine Schwäche
des Regimes dulden werde und die Ereignisse in Rom nicht eine
Serie ähnlicher Ereignisse in Zagreb einleiten dürften. Die
Reichsregierung hatte zudem den Poglavnik wissen lassen, dass
sie die Römer Protokolle vom 18. Mai 1941 als null und nichtig
betrachte und Dalmatien fortan als kroatisches Gebiet anerkennen
würde. Gegenüber Italien entlastet und von Deutschland gestärkt
fühlten sich Regime und Regierung dem kroatischen Volk gegenüber
stark erleichtert und in ihrem Ansehen gehoben, so dass der
Poglavnik auf diese Mitteilungen hin folgende Erklärung abgab:[8] „Kroatisches
Volk! Der heuchlerische Verbündete hatte dem kroatischen Volke
in der Stunde der Wiedererrichtung des Unabhängigen Staates
Kroatien Verträge und Grenzen aufgezwungen, durch die ein
grosser Teil des kroatischen adriatischen Ufers vom Körper
Kroatiens abgetrennt wurde. 2 ½ Jahre litt das kroatische Volk
mit tiefstem Schmerz im Herzen diesen Gewaltakt und besonders
die Kroaten aus diesen Gebieten erlitten an Freiheit, Leben und
Gut schwerstes Leid. Am heutigen Tage löste die italienische
Regierung durch ihr Vorgehen das kroatische Volk und den
kroatischen Staat jeglicher Verpflichtung, die aus den
aufgezwungenen Verträgen hervorgeht. Der grosse Führer des
Reiches Adolf Hitler erklärte mir heute abend, dass er dem
Unabhängigen Staate Kroatien die Grenzen zuerkennt, in denen
die abgetrennten kroatischen Gebiete an der Adria eingeschlossen
sind. Kroatisches Volk! In diesem geschichtlichen Augenblick
versammeln wir uns alle wie ein Mann um unsere Wehrmacht, die in
Gemeinschaft mit der verbündeten deutschen Wehrmacht die
kroatischen Länder an der Adria befreien wird. In diesem
Augenblick der Liebe zur Heimat und zu unseren unglücklichen Brüdern,
die wir befreien werden, einigen wir uns alle, immer nur das Glück
und die Freiheit des kroatischen Volkes, sowie unseren eigenen
Unabhängigen Staat Kroatien vor Augen haltend. Ich erteile der
kroatischen Wehrmacht den Befehl, ihre kroatische und militärische
Pflicht zu tun. Kroaten! Unterstützt alle das kroatische Heer
bei der Ausübung seiner geschichtlichen Pflicht. Kroaten des Küstenlandes
und Dalmatiens, die ihr wegen an Euch ausgeübten italienischen
Gewaltmassnahmen Eure Heime verliesst, schliesst Euch der
kroatischen Wehrmacht an, um Eure Heime wieder zu erlangen. Vom
heutigen Tag an ist die Freiheit und Unabhängigkeit Kroatiens
durch nichts begrenzt.“[9] Einen Tag darauf gab der
Poglavnik eine Verlautbarung heraus, in der er mit seinem
ehemals grössten Förderer Italien abrechnete. Kästli selbst
misst diesen Worten eine historische Bedeutung zu, weshalb sie
hier in den wichtigsten Teilen wiedergegeben werden. „Am 18. Mai
wurden zwischen der kroatischen und der italienischen Regierung
die römischen Verträge abgeschlossen und zwar: Der Vertrag über
die Regelung der Grenzen zwischen dem Unabhängigen Staat
Kroatien und dem Königreich Italien, das Abkommen über Fragen
militärischen Charakters die sich auf das adriatische Küstengebiet
beziehen sowie der Notenaustausch in Bezug auf die Verwaltung
der Gemeinde Split und der Insel Korćula. Die italienische
Regierung hat keine dieser Verpflichtungen eingehalten,
besonders nicht in Bezug auf die Grenzen, in Bezug auf die Bürgerschaft
der politischen Unabhängigkeit und territorialen Integrität,[...]weshalb
infolgedessen diese Verträge nie in Kraft getreten sind.
Dagegen wurden alle Interessen des Unabhängigen Staates
Kroatien, die durch die obigen Verträge gewahrt werden sollten,
seitens des Königreiches Italien ständig verletzt. Diese Verträge
wurden abgeschlossen mit der ausdrücklichen Vorbedingung der
Mitgliedschaft als Vertragspartner in der europäischen
Neuordnung. Nachdem das Königreich Italien ohne Wissen und
Zustimmung seiner Verbündeten mit der feindlichen Kriegspartei
einen Waffenstillstand geschlossen und sich damit von seinen
bisherigen Verbündeten losgelöst hat, besteht keinerlei
wirkliche oder rechtliche Möglichkeit, dass diese Verträge
seitens des Königreichs Italien durchgeführt werden könnten.
Aus diesen Gründen erkläre ich als Unterzeichner dieser Verträge,
dass diese für den Unabhängigen Staat Kroatien in keinerlei
Weise verbindlich sind.“[10] Diese
beiden Proklamationen des Poglavniks hatten, nach den Worten Kästlis
zu urteilen, das Volk stark aufgewühlt. Die Befreiung
Dalmatiens, an welchem die Kroaten stark hingen, löste bei den
Massen ein gehobene Stimmung aus. Hochstimmung herrschte vor
allem unter den Ustaschen, die diese Entwicklung als einen
Triumph ihrer Politik betrachteten. Die breite Öffentlichkeit
war sich jedoch der wahren Umstände, weshalb die Italiener
Kroatien verlassen hatten, durchaus bewusst und liess sich nicht
von den Worten Pavelićs täuschen.[11] Schon
Anfang Juli 1943, also noch vor den politischen Veränderungen
in Italien, hatte Kästli in einem seiner Schreiben eine erste
eher negative Bilanz des Einflusses Italiens in Kroatien
gezogen. Er stellte fest, dass die Wegnahme und militärische
Besetzung der wichtigsten Küstengebiete, das Zusammenspiel mit
den Tschetniks, die wirtschaftliche Ausbeutung des Landes und
die gelegentlichen massiven diplomatischen Demarchen bei der
kroatischen Regierung, das Volk gegen seinen italienischen
Nachbarn mit Hass erfüllt und die Beziehung zwischen den
Regierungen sich markant abgekühlt hätte.[12] 3.4.3
Die Folgen von Italiens Ausscheiden Nach
der Kapitulation hatten deutsche und zum Teil auch kroatische
Verbände die italienischen Truppen fast überall widerstandslos
entwaffnen können. Doch von einer Angliederung des ehemaligen
italienischen Gouvernements Dalmatien an Kroatien, wie in der
Proklamation Pavelićs hervorgehoben, konnte in der Folge
kaum die Rede sein. Das Gebiet blieb militärische
Operationszone und war infolgedessen der vollziehenden Gewalt
des Befehlshabers der deutschen Truppen unterstellt. Dieser aber
suchte die Heranziehung kroatischer Truppenteile sowie die
Bildung kroatischer Ortskommandanturen möglichst zu verhindern,
schon um Misshelligkeiten mit der pravoslawischen Bevölkerung
zu vermeiden und eventuelle Aspirationen der Ustascha nicht
aufkommen zu lassen. Die Regierung in Zagreb zeigte sich über
das Verhalten des zuständigen deutschen Befehlshabers entrüstet
und reichte eine Protestnote ein, in der sie darauf hinwies,
dass der Ausschluss kroatischer Truppen aus der ehemals
italienisch verwalteten Küstenzone den Partisanen die Parole
liefere, „ein Okkupator löse den anderen ab“.[13] Auch
die alte Streitfrage der Kollaboration mit den Tschetniks war
entgegen den Erwartungen der Ustascha nicht aus der Welt
geschafft worden. Vor allem in Montenegro und der Herzegowina
stand die deutsche militärische Führung, wollte sie das Land
nicht völlig Tito überlassen, vor demselben Problem wie vorher
die Italiener und schloss daher, wenn auch mit grösseren
Vorbehalten, Burgfriedensverträge und Abkommen mit einzelnen
Tschetnikgruppen. So kam es nicht nur in Serbien und Montenegro,
sondern auch auf dem Gebiet des Unabhängigen Staates Kroatien
bei verschiedenen Kampfhandlungen gegen die Partisanen zu
gemeinsamen Einsätzen von Tschetniks und deutschen Truppen. Zu
einem förmlichen Zusammengehen der Deutschen mit Mihajlović,
der sich verhandlungsbereit gab, kam es jedoch nicht, da man dem
undurchsichtigen Tschetnikführer nicht über den Weg traute und
der deutsche Sonderbevollmächtigte des Auswärtigen Amtes für
den Südosten, Hermann Neubacher, jede Zusammenarbeit mit ihm
verboten hatte.[14] Günstig
wirkte sich das italienische Ausscheiden für die Kommunisten
aus, obwohl Pavelić in seinen Reden die kroatischen
Partisanen zur Rückkehr zu bewegen versuchte, unter Gewährung
voller persönlicher Sicherheit.[15]
Zum einen waren die Partisanen nach dem überhasteten Rückzug
italienischer Truppen in den Besitz von deren Waffen- und Ausrüstungs-Depots
gelangt. Zum anderen war nunmehr ihrem direkten Rivalen, den
serbischen Tschetniks, die bisherige Schutzmacht
verlorengegangen. Mit der Kapitulation Italiens geriet Mihajlović,
der dem Drängen der Westalliierten zu stärkerer Aktivität
gegen die Besatzungsmacht nur sehr bedingt nachgekommen war,
vollends in politische und militärische Isolation.[16] Nach
der Befreiung von der italienischen Hypothek suchte Pavelić
eine starke, dauerhafte und vom Volk anerkannte Regierung mit
der Bauernpartei zu bilden. Dabei bemühte er sich in diskreten
Verhandlungen, die Gunst Mačeks zu gewinnen, der in Zagreb
unter Hausarrest stand. Der Führer der Bauernpartei, der auf
eine baldige alliierte Landung hoffte, liess den Poglavnik durch
ein Schreiben wissen, dass er die Um- und Neubildungen des
Kabinetts nur als Flickwerk betrachte und die gewünschte
Verbreiterung der Regierungsgrundlage nichts anderes als eine
optische Täuschung sei. In den Augen des schweizerischen
Generalkonsuls konnte Maček wenig Interesse daran haben,
sich auch nur vertretungsweise an einer Regierung zu beteiligen,
deren Staatskrise nicht nur innenpolitischer, sondern auch durch
unüberbrückbare Faktoren aussen- und kriegspolitischer Natur
war.[17] Kästli
resümiert in seinem Bericht, dass durch den Abfall Italiens von
der Achse so Manches und Wichtiges in Fluss geraten sei und die
Situation für Kroatien sich dadurch vereinfacht habe. In
Regimekreisen herrschte die Ansicht, dass Deutschland trotz
seinem Vorgehen in Dalmatien nun der einzige sichere Halt für
den Unabhängigen Staat Kroatien darstellte. Und nicht nur die
Ustaschen, auch viele nationale Kroaten und andere Teile der Bevölkerung
sahen in Hitler aufs Neue ihren grössten Freund und Helfer. Es
gab laut Kästli indes andere, jedoch von ihm nicht näher
definierte, im Hintergrund stehende Kreise, die über die nächste
Zukunft hinweg blickten und die Dinge anders beurteilten.[18] 3.5
Das Ende des Unabhängigen Staates Kroatien 3.5.1
Die alliierte Unterstützung für Tito Die
Zukunft Kroatiens wurde aber weniger innenpolitisch als
aussenpolitisch entschieden, nämlich in der Konferenz der
„Grossen Drei“ in Teheran im November 1943. Dort einigten
sich die drei alliierten Hauptmächte, Tito und nicht Mihajlović
im Kampf gegen Deutschland zu unterstützen. Diese Entscheidung
veranlasste Tito, nachdem dieser bereits im November 1942 einen
„Antifaschistischen Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens“ (Antifašističko
vijeće narodnog oslobođenja Jugoslavije = AVNOJ)[19]
ins Leben gerufen hatte, in einer zweiten Tagung der AVNOJ ein
„Nationalkomitee zur Befreiung Jugoslawiens“ zu bilden.
Dieses Komitee stellte eine erste provisorische Regierung dar,
welche die politische, gesetzgebende und exekutive Gewalt inne
hatte und sich den Aufbau eines neuen, sowjetkommunistisch
orientierten Staates zum Ziel setzte. Des Weiteren wurde in
dieser Tagung beschlossen, allen Verträgen, welche die königliche
Exilregierung in Zukunft abschliessen würde, die Anerkennung zu
versagen und König Peter II. die Rückkehr ins Land zu
verbieten, bis die Völker Jugoslawiens nach dem Krieg in einer
freien Abstimmung über die Staatsform entschieden hätten.[20] Die
Konferenz in Teheran und die Errichtung der provisorischen
Regierung Titos hatten gemäss Kästli in Zagreb heftige
Reaktionen ausgelöst. Es wurde befürchtet, dass Moskau von
Seiten der Alliierten das Recht erhalten hatte, die Zukunft des
Balkans zu bestimmen. Diese Auffassung wurde nicht nur von
Regimekreisen, sondern auch von den nationalkroatischen Kreisen
wie der Bauernpartei geteilt. Man wähnte, dass, angesichts der
militärischen Schwäche Mihajlovićs und der beginnenden
gross angelegten deutschen Säuberungsaktion gegen die
Partisanen, den Westmächten nichts anderes übrig blieb, als
die einzige kompromisslos gegen die Achse gerichtete
Kampfgemeinschaft in Jugoslawien zu unterstützen. Selbst
anglophile Kreise erkannten, dass alle Bemühungen, Kroatien für
die Alliierten zu gewinnen, umsonst gewesen waren.[21] Kästli
selbst beurteilte die Lage der Partisanen weit weniger günstig
als die übrigen Beobachter. Vielmehr kommt er in seinen Ausführungen
zur Auffassung, dass bei den Aufständischen Titos starke
Spannungen aufgetreten wären, die zu einem Auseinanderfallen
des Partisanentums führen könnten. Es gab seiner Ansicht nach
verschiedene Anzeichen für eine solche Entwicklung, die alle in
die gleiche Richtung weisen würden: Zum einen würde es immer
deutlicher, dass die Versorgung der Partisanenkampfverbände mit
Kriegsmaterial, namentlich Munition und schweren Waffen,
insbesondere mit Sanitätsmaterial und Lebensmitteln, immer
kritischer wurde. Diese Situation widerspiegelte sich gemäss Kästli
im vermehrten Hang zum Plündern. Die Gründe dafür lagen in
der steigenden Zahl an Anhängern[22]
und der zunehmenden Kampftätigkeit sowie dem Rückgang der Vorräte
aus der italienischen Okkupationszeit, die durch die alliierten
Zufuhren aus der Luft in nur ganz ungenügendem Masse
ausgeglichen werden konnten. Der Winter erschwerte zudem diese
Lage. Zum anderen zeigte sich, dass die nicht-kommunistischen
Anhänger Titos langsam mürbe wurden und wenig Freude am
Anschauungsunterricht ihrer moskowitischen Kommissare hatten.
Eine weitere Ursache war, dass nationalkroatisch gesinnte
Partisanen von den Domobranen und den Ustaschatruppen, wenn sie
in Gefangenschaft gerieten oder überliefen, vermehrt freundlich
aufgenommen wurden. Die Verbitterung und der Hass Deutschland
und Russland gegenüber hatte diese zuvor gegnerischen Lager auf
den gleichen Weg gebracht. Kästli ging in seiner Einschätzung
gar so weit anzunehmen, dass bei einer alliierten Landung in
Kroatien sowohl die nicht-moskowitisch eingestellten Partisanen
als auch die Domobranen und Ustaschen sich alsbald gegen ihre
kommunistischen und deutschen Befreier wenden und sich den
Alliierten anschliessen würden.[23] Das
Ausbleiben eines militärischen Eingreifens auf dem Balkan von
Seiten der beiden westlichen alliierten Mächte vertieften in Kästli
den Eindruck, die Engländer und Amerikaner würden den Krieg
all zu sehr als Kontinentfremde und zu einseitig in ihrem
eigenen Interesse führen und dabei ihren Versicherungen, zum
Wohl der unterdrückten Völker Europas zu kämpfen, nicht
nachkommen. Die hinhaltenden, wortreichen Ermutigungen an die
Adresse der allmählich zu Grunde gehenden, waffenarmen Völker
des Kontinents würden zu lange dauern. Falls die so oft
versprochene und schleierhaft genug terminierte Ankündigung der
Befreiung aller unterdrückten Völker nicht in naher Zeit
gemacht werde, werde es den westlichen Alliierten nicht mehr
gelingen, den sowjetischen Koloss auf dem Balkan in Schranken zu
halten.[24] 3.5.2
Der zunehmende deutsche Einfluss und Terror Wie
bereits erwähnt verlor das Ustascha-Regime seit 1943 zunehmend
die Kontrolle über sein Land, nachdem es, statt Fortschritte in
der politischen und wirtschaftlichen Lage[25]
zu erzielen, Kroatien nur noch tiefer ins Chaos getrieben hatte.
Hitler, dem die Schwäche des Pavelić-Regimes nicht
verborgen blieb, hatte schon Ende 1942 die vollziehende Gewalt
auf den deutschen Truppenbefehlshaber übertragen und der SS und
der Polizei in Kroatien besondere Vollmachten erteilt. Damit
ging in weiten Teilen die tatsächliche Souveränität des Unabhängigen
Staates Kroatien an die deutschen Militärbefehlshaber und die
SS über. Damit wurde auch die kroatische Souveränität von der
wachsenden Willkür deutscher militärischer, polizeilicher und
politischer Organe und der anschwellenden Partisanenmacht zu
immer kleineren Stücken zerrieben.[26] In
der selben Weise vollzogen sich auch die Versuche der deutschen
Besatzungstruppen, der Lage in Kroatien durch verstärkte militärische
Einsätze gegen die Aufständischen, Terror gegen die Zivilbevölkerung
sowie politische Befriedungsexperimente Herr zu werden, nahezu
unabhängig von der Existenz der Pavelić-Regierung und ohne
Rücksicht auf sie.[27] Des
Weiteren ist in den Berichten Kästlis zu lesen, dass die
deutsche Wehrmacht, nachdem die üblichen Methoden zur Bekämpfung
der Partisanen versagt hatten, immer stärker zu gnadenlosen
Vergeltungsaktionen gegen die Zivilbevölkerung gegriffen habe
und dadurch Angst, Hass und Rache in allen Volksschichten gegen
die Deutschen hervorrief. Kroatische Freunde Deutschlands, die
über solche Aktionen entsetzt waren, versuchten die deutsche
Generalität von der Sinnlosigkeit ihrer Massnahmen zu überzeugen.
Sie wurden aber mit dem Hinweis abgewiesen, dass bis jetzt alles
andere versucht worden und einzig dieses letzte Mittel übrig
geblieben sei. Man wies darauf hin, dass die Vergeltungen das
Volk zwar entsetzt, ihm aber furchtvollen Respekt eingeflösst hätten.[28] Eine
Ausnahme in der deutschen Generalität bildete Glaise von
Horstenau, der in einem Brief an einen befreundeten Offizier
folgende Worte schrieb: „Wir sehen
uns in Kroatien immer mehr vor die Alternative gestellt, die
Behauptung der Lage entweder durch Terror oder durch weitere
politische Versuche zu erzielen. Bedingungslose Anwendung von
Terror schliesst, zumal bei der gegenwärtigen allgemeinen
Kriegslage, die in der gesamten öffentlichen Meinung des Landes
rein mechanisch für uns negativ gewertet wird, für absehbare
Zeit eine Wiederaufnahme politischer Methoden aus, – ein
wirkliche Durchsetzung des Terrors würde weit mehr Kräfte in
Anspruch nehmen als uns jetzt und für lange Zeit zur Verfügung
stehen werden.[...]Meine Überzeugung ist, dass wir uns gerade
im fünften Kriegsjahr den Rest von Sympathien und Respekt im
kroatischen Volke erhalten sollen und dass wir uns bemühen müssen,
die Leute aus dem Walde herauszulocken und nicht noch mehr in
diesen hineinzutreiben[...].“[29] Eine
zusätzliche Verschlechterung erfuhren die deutsch-kroatischen
Beziehungen, als im Spätherbst 1943 die deutsche Wehrmacht eine
Kosaken-Division, bei der es sich um renegate russische
Kriegsgefangene handelte, nach Kroatien verlegte. Die Kosaken
waren unter deutschem Kommando speziell ausgebildet worden und
sollten als Ersatz für eine deutsche Division dienen. Die
Wlassov-Kosaken zeigten jedoch wenig Willen und Wirksamkeit im
Kampf gegen die Partisanen und liefen, trotz der ihnen in
Deutschland beigebrachten Disziplin, teilweise zu den Partisanen
über. Ausserdem hausten die Kosaken, die nach den Aussagen von
Glaise von Horstenau mehr ihrem Hang zum Alkohol, Plünderung
und Schändung und ihrer Geringschätzung jeglichen Lebens,
ausser des eigenen, nachkamen, in Kroatien wie in Feindesland.
Zudem gingen sie dazu über, da sie selbst dem orthodoxen
Glauben angehörten, ihre Massnahmen in erster Linie gegen die
katholischen Kroaten zu richten, während sie die pravoslawische
Bevölkerung zu schonen geneigt waren. Dies führte dazu, dass
die verschreckten Ortseinwohner vermehrt in die Wälder flüchteten
und dadurch die Reihen der Partisanen verstärkten.[30] Um
sich von der neuen von den Deutschen hineingetragenen Geissel
der Kosaken zu befreien, baten kroatische Kreise den
schweizerischen Vertreter, General Glaise von Horstenau
aufzusuchen, um ihn zu einem Rückzug der Kosaken zu bewegen.
Der Versuch scheiterte am Umstand, dass die Mannschaften als
SS-Einheit direkt Himmler unterstanden, und daher Glaise keine
direkte Verfügungsgewalt über diese Truppen besass. Erst als
die Kosaken neben den Einheimischen auch hunderte von
Volksdeutschen aus Unkenntnis erhängt hatten, gelang es dem
deutschen Bevollmächtigten in Kroatien sein Anliegen
durchzusetzen. Zwar blieb die Kosaken-Division auch weiterhin in
Kroatien stationiert, doch wurde sie nun unter anderem beim
Bahnschutz eingesetzt.[31] Einen
weiteren wesentlichen Punkt kroatischer Beschwerden bildete seit
1943 die Eigenmächtigkeit, mit der deutsche Wehrmachts- und
Polizeiorgane über bestimmte Gruppen der Bevölkerung verfügten
und sie zum Teil zwangsweise zu halbmilitärischen oder rüstungswirtschaftlichen
Dienstleistungen oder Arbeitseinsätzen ins Reich deportierten.
Verschiedentlich waren der deutsche Truppenbefehlshaber und die
geheime Feldpolizei bei der „Befriedung“ bestimmter Gegenden
dazu übergegangen, die verdächtige waffenfähige männliche
Bevölkerung in Lager zu evakuieren, von wo aus sie
anschliessend vielfach zur Zwangsarbeit nach Deutschland
transportiert wurden.[32] In
diesen Fällen, wie auch bei der Ausnutzung der kroatischen
Wirtschaft zur Selbstversorgung der deutschen Truppen, wurde
besonders deutlich, dass man den verbündeten „unabhängigen“
Staat faktisch als tributpflichtiges Besatzungsgebiet
behandelte. Das
Regime des Poglavnik erwies sich als zu schwach und zu sehr
kompromittiert, als dass es noch grossen Einfluss auf das
kroatische Volk und seine Besatzer hätte nehmen können. Man erörterte
sogar im Oberkommando der Wehrmacht, mit der Pavelić-Regierung
zu brechen und entweder eine deutsche Militärregierung[33]
zu errichten oder eine auf glaubwürdigeren politischen Kräften
beruhende Regierung zu bilden. Hitler entschied aber, dass das
Reich weiterhin mit dem Poglavnik und seiner Regierung zu
arbeiten habe.[34] 3.5.3
Der Niedergang des Pavelić-Regimes Der
überraschende Abfall Rumäniens im August 1944, der auch den Übertritt
Bulgariens zu den Sowjets nach sich zog, veränderte die gesamte
militärische Situation im Südosten, unter anderem jene des
Ustascha-Regimes. Diese
Wendung auf dem Kriegsschauplatz löste in Kroatien eine Krise
aus. Diese wurde laut Kästli durch die starke Fraktion der
Ustascha-Regierung ausgelöst, der auch der amtierende
Kriegsminister Vokić und frühere Aussen- und spätere
Innenminister Lorković angehörten. Die Fraktion hatte die
Absicht, im Einverständnis mit der Mačekpartei eine
englische Landung und anschliessend die Absetzung Pavelićs
in die Wege zu leiten.[35]
Nachdem Pavelić von der Verschwörung Wind bekam, liess er
die beteiligten Personen verhaften und anschliessend hinrichten.
Nach dem gescheiterten Putschversuch berichtete Pavelić
Hitler persönlich über die Ausschaltung seiner Widersacher und
gelobte dem Führer erneut die unerschütterliche Treue der
Ustascha. Diese Haltung Pavelićs resultierte wohl aus der
Erkenntnis, dass ihm und seiner Ustascha nichts anderes übrig
blieb, als die noch geringe Chance wahrzunehmen, die sich ihm in
dieser Lage bot, nämlich bis zum Ende an der Seite Deutschlands
zu verharren, um nicht in die Hände der Kommunisten zu geraten.[36] Die
letzten Ereignisse des Unabhängigen Staates Kroatien werden in
den Berichten Kästlis kaum mehr behandelt. Sie werden im
folgenden der Vollständigkeit halber anhand der Sekundärliteratur
wiedergegeben. Der nunmehr ungehinderte Vorstoss der Roten Armee durch Rumänien und die Aufgabe des Militärverwaltungsgebietes Serbien im Oktober 1944 liess Kroatien in den Augen der deutschen Regierung zu einem wichtigen strategischen Gebiet werden. Es stellte das grosse Auffang- und Rückhaltegebiet der sich aus Griechenland und Albanien zurückziehenden starken deutschen Verbände dar. Damit war in der letzten Stunde seines Bestehens aus dem Sorgenkind Kroatien der einzige dem Reich im Südosten treu gebliebene Bundesgenosse geworden. Dies änderte aber wenig am Vorrücken der Roten Armee und der Partisanen Titos, der auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 von den Alliierten als Regierungschef des befreiten Jugoslawiens anerkannt wurde. Am 9. Mai 1945 marschierten die Truppen Titos in Zagreb ein, nachdem sich die Deutschen zuvor aus Kroatien zurückgezogen hatten und Pavelić mit seinen Ustaschen, dem kroatischen Heer und einer Anzahl von zivilen Flüchtlingen Richtung Klagenfurt geflüchtet war.[37] 3.5.4
Die Vergeltungsmassnahmen in Bleiburg Um
nicht in die Hände der heranrückenden Partisanen zu geraten,
hatten sich die flüchtenden Kroaten den in Bleiburg stehenden
Engländern ergeben. Nach einer Vereinbarung mit den Engländern
glaubte man in kroatischen Kreisen in deren Gefangenschaft
verbleiben zu dürfen, doch änderten die Briten ihre Ansicht
und lieferten alle, schätzungsweise 200 000 Gefangenen den
Partisanen aus. Nach allem, was die Ustaschamilizen an
Verbrechen begangen hatten, musste damit gerechnet werden, dass
die Rache der Partisanen nicht ausbleiben würde. Der Umfang der
verfahrenslosen Vergeltungen überstieg in den Tagen und Wochen
nach Kriegsende jedoch die meisten Befürchtungen.[38] Der
Poglavnik und ein Teil der Ustascha-Führung konnten ins ausländische
Exil entkommen. Im Laufe der Zeit erlangten sie innerhalb der
Exilgruppe in Europa und Übersee zum Teil erneut einflussreiche
Positionen und vermochten durch neue Organisationen und
Zeitungen die Ideologie und Geheimbund-Tradition der Ustascha
unter der Flagge des Antikommunismus wieder zu beleben. Ante
Pavelić, der Ende 1948 als Gast Peróns in Buenos Aires
auftauchte, galt vielen Exilkroaten weiterhin als Poglavnik und
nahm für sich in Anspruch, der Chef der kroatischen
Exilregierung zu sein. Nach dem Sturz Peróns musste er 1955
untertauchen, und im April 1957 wurde ein Revolverattentat auf
ihn verübt. Von der argentinischen Polizei verhaftet, floh er
auf unbekannte Weise nach Spanien und verstarb dort am 28.
Dezember 1959.[39] [1]Hory / Broszat. S. 137. [2]Hitler war jedoch der Meinung, dass man die Ustascha sich austoben lassen sollte. Siehe Hory / Broszat. S. 138. [3]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 28.1.1943. [4]Hory / Broszat. S. 150. Vgl. dazu Piekalkiewicz, Janusz. Krieg auf dem Balkan. 1940-1945. München 1984. S. 196ff. [5]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1942/43 von Kästli. [6]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 17.7.1943. [7]Kiszling. S. 196. Bereits am 12.9.1943 wurde Mussolini wieder von den Deutschen befreit. Diese verhalfen ihm anschliessend zur Bildung einer Republik Oberitalien. Sein Wiederauftauchen und die ihm entgegenkommende deutsche Behandlung missfiel der Zagreber Regierung. Dies umso mehr, als auch in Norddalmatien erneut faschistische Milizen auftraten. [8]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1942/43 von Kästli. Vgl. dazu E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 14.9.1943. [9]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 14.9.1943. [10]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 14.9.1943. Gleichentags erklärte die kroatische Regierung die Designation des Herzogs von Spoleto als Träger der kroatischen Krone für nichtig. [11]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 14.9.1943. [12]Ebd. [13]Hory / Broszat. S. 163. [14]Ebd. S. 164f. [15]Wie schon zuvor berichtet, waren die wenigsten kroatischen Partisanen eigentliche Kommunisten, sondern sympathisierten vielmehr mit der Bauernpartei Mačeks. Der Aufruf zur Rückkehr war daher günstig gewählt, da viele aufständische Kroaten, die vor der italienischen Gewaltpolitik im kroatischen Küstengebiet geflüchtet waren, sehnlichst in ihre Dörfer zurückzukehren wünschten. Gemäss den Beobachtungen Kästlis kehrten auch viele Kroaten aus den Wäldern zurück. Diese fanden im Küstengebiet jedoch vielfach ihr Eigentum und ihre Dörfer zerstört. So kam es nicht zu der erwarteten Schwächung der Anhängerschaft Titos. Im Gegenteil, denn viele italienische Soldaten, die in Kroatien zurückgeblieben waren, schlossen sich nun den Partisanen an. Siehe E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 14.9.1943 und E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1942/43 von Kästli. [16]Hory / Broszat. S. 151. [17]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1942/43 von Kästli. [18]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 14.9.1943. [19]Mit der Absicht, sich auch politisch-administrativ zu organisieren, wählte der erstmals zusammengetretene Befreiungskongress den Antifaschistischen Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens, dem auch nicht-kommunistische Mitglieder angehörten, als oberstes Organ. Im Programm wurde neben der Befreiung Jugoslawiens die Errichtung “demokratischer Institutionen für alle Völker Jugoslawiens“, die Unverletzbarkeit des Eigentums, die Erhaltung der Privatinitiative im Wirtschaftsleben und die Verurteilung illegaler Gewaltmassnahmen beschlossen. [20]Martel. S. 115ff. [21]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 14.12.1943. [22]Tito hatte in einem Appell alle Kroaten, Serben und Slowenen, die zu jenem Zeitpunkt noch für Deutschland kämpften oder arbeiteten, zum sofortigen Anschluss an die Partisanenbewegung aufgefordert und ihnen im Falle eines weiteren Abseitsstehens die Behandlung als Landesverräter angedroht. Siehe Kästli E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 11.1.1944. [23]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 25.1.1944. [24]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 11.3.1944. [25]Die wirtschaftlichen Sorgen der durch den Partisanenkrieg verursachten Produktionsstörungen in Industrie, Bergbau, Forstwirtschaft und Landwirtschaft sowie die Unterbindung des Transportes durch die Vernichtung der Schienenstränge und des Rollmaterials lähmten die Versorgung, den Handel und Verkehr. [26]Kästli berichtet, dass Deutschland in Kroatien auf vier Gleisen arbeitete; auf diplomatischem, militärischem, parteiamtlichem und geheimpolizeilichem (Gestapo). Die Interessen der einzelnen Organisationen überschnitten sich dabei öfters und kamen sich in die Quere. Und falls ein Weg nicht gangbar sei, so würde auf einem anderen Gleis versucht, die angestrebten Ziele durchzusetzen. Siehe E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 8.6.1943. [27]Hory / Broszat. S. 152f. [28]E 2300 Zagreb, Bd. 532,
Bericht Kästlis vom 27.12.1943. [29]Hory / Broszat. S. 168. [30]Ebd. S. 168. Vgl. dazu E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 27.10.1943. [31]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 27.10. und 26.10.1943. [32]Hory / Broszat. S. 170. [33]Pläne und Vorschläge einzelner SS-Dienststellen liefen gar darauf hinaus, ganz Kroatien als eine Art SS-Wehrgrenze zu organisieren. Siehe Hory / Broszat. S. 170. [34]In den deutschen Kreisen Zagrebs wurde an der Entscheidung Hitlers, an der Respektierung der fiktiven Souveränität des Unabhängigen Staates Kroatien festzuhalten, heftige Kritik geübt. Man bezeichnete sie als Souveränitätsfimmel und war der Meinung, dass es höchste Zeit sei, dem für deutsche Interessen unmöglichen Zustand in angemessener Weise ein Ende zu bereiten. Siehe E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 8.5.1944. [35]Nach Hory / Broszat hatte die obenerwähnte Fraktion nur gegen die weitere demütigende Unterwerfung Kroatiens unter den Willen Deutschlands Front gemacht, worauf Pavelić, nach Absprache mit dem deutschen Reichsinnenminister und dem SS-Oberkommandanten Heinrich Himmler, die beteiligten Personen des Landesverrats und eines Putschversuches bezichtigte. [36]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 2.9.1944 Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 171f. und Kiszling. S. 210f. [37]Fricke. S. 166f. Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 172. [38]Kiszling. S. 219ff. Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 173 und E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht Kästlis vom 14.7.1945.
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