3 Der
Unabhängige Staat Kroatien
3.1 Die Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien Nach
langem Zögern entschloss sich die jugoslawische Regierung unter
Prinzregent Paul und Ministerpräsident Cvetković im Winter 1940/1941, von der bisherigen Neutralitätspolitik
Abstand zu nehmen und sich dem Dreimächtepakt anzuschliessen. Am
25. März 1941 wurde in Wien der formelle Anschluss Jugoslawiens
besiegelt. Während in Deutschland und Italien der „Staatsakt
von Wien“ gefeiert wurde, war die Cvetković-Regierung
bereits am Vormittag des 27. März gestürzt worden. Zugleich
wurde der Prinzregent von den Putschisten zur Abdankung gezwungen
und der erst 17-jährige König Peter II. auf den Thron gehoben.
Initiator des Umsturzes war der frühere Generalstabschef Dušan
Simović, der mit verbündeten serbischen Offizieren und
Politikern den Beitritt zum Dreimächtepakt verhindern wollte,
welcher vorwiegend in der serbischen Bevölkerung wenig Zustimmung
fand. In der kroatischen Hauptstadt rief gemäss Kästli die
Ausrufung des jungen Königs Peter II. und der Regierungswechsel
dagegen mehr Besorgnis als Begeisterung hervor.[1]
Wie sich die Rückkehr zur strikten Neutralität angesichts des
vollzogenen Arrangements in Wien verwirklichen lassen sollte, darüber
war sich die Regierung unter Simović noch uneinig. Um so entschiedener war die deutsche Reaktion. Bei Hitler, der in den vorangegangenen diplomatischen Verhandlungen mit Belgrad Geduld und Konzessionsbereitschaft an den Tag gelegt hatte, löste die Nachricht vom Regierungssturz helle Wut auf die serbischen Initiatoren aus. Deshalb fasste er den Vorsatz, im Hinblick auf das bevorstehende Griechenland-Unternehmen, Jugoslawien militärisch und als Staatsgebilde zu zerschlagen, ohne mögliche Loyalitätserklärungen der neuen Regierung abzuwarten. Um die im Gegensatz zu den Serben eher deutschfreundlichen Kroaten für sich zu gewinnen, entschied Hitler, ihnen einen autonomen Staat zu gewähren, falls sie sich auf die Seite des Reichs stellen würden.[2] 3.1.1
Die Ansprüche Italiens Wie
Kästli übereinstimmend mit anderen Quellen betonte, schätzten
die Kroaten die Deutschen wegen ihres Erfolges und Sinns für
Ordnung und Sicherheit. Für die Italiener hegten sie jedoch wenig
Sympathie. Dies hatte folgende Gründe: Zum einen hatten die
Italiener zur Zeit der Hochblüte Venedigs den kroatischen Küstenstreifen
kontrolliert und sich seither die Kroaten zu Feinden gemacht. Zum
anderen beanspruchte die italienische Regierung seit dem
Geheimvertrag von London die Kontrolle über Dalmatien.[3] Italien
hatte zu Anfang des Ersten Weltkrieges österreichische Gebiete,
insbesondere Triest und Trient, zur Aufrechterhaltung seiner
Neutralität von den Mittelmächten, Deutschland und Habsburg,
gefordert. Nachdem sich die Wiener Regierung nicht dazu
durchringen konnte, den Forderungen in vollem Masse zu
entsprechen, wandte sich Italien den Alliierten zu. Nach einem am
26. April 1915 in London zwischen Italien und den Ententemächten
abgeschlossenen Vertrag sollte der neue Bundesgenosse in den Kampf
gegen die Mittelmächte eintreten, wofür ihm bei entsprechendem
Kriegsausgang Südtirol, Triest, Istrien, Nord- und
Mitteldalmatien samt den wichtigen Adriainseln zugesichert wurden.
Am Ende des Ersten Weltkrieges beschlossen die Kroaten und
Slowenen, aus Furcht vor einer italienischen Herrschaft, sich
unter serbischen Schutz zu stellen und damit der Gründung des Königreiches
der Serben, Kroaten und Slowenen zuzustimmen.[4] Um
das kroatische Küstenland Dalmatien einverleiben zu können,
unterstützte Mussolini seit seiner Machtübernahme jede Politik,
welche die Vernichtung Jugoslawiens zum Ziel hatte. In diesem
Sinne hatte er auch die ausgesprochen jugoslawienfeindliche
kroatische Exilantengruppe Ustascha und deren Poglavnik (Führer)
Ante Pavelić[5],
die nach der serbischen Königsdiktatur[6]
in Italien Asyl gefunden hatten, für einen zukünftigen Umsturz
militärisch ausgebildet. Mit der Ankündigung Hitlers,
Jugoslawien auszulöschen, sah Mussolini den Moment gekommen, um
das lang ersehnte Dalmatien zu Italien zu holen.[7]
Damit hatte auch für die Ustascha die entscheidende Stunde
geschlagen, denn der Poglavnik wurde bereits am 28. März 1941 zu
einer Besprechung mit Mussolini geladen.[8]
Diese Besprechung und die anschliessenden Verhandlungen werden von
Kästli nur andeutungsweise erwähnt, weshalb zur
Veranschaulichung dieser Geschehnisse auf Werke der Sekundärliteratur
zurückgegriffen werden musste. In
seinem Gespräch mit Mussolini bedankte sich Pavelić für die
erhaltene Unterstützung und versprach ihm die loyale Einhaltung
seiner zuvor mit dem italienischen Aussenminister Ciano
getroffenen Abmachungen, die im wesentlichen die italienische
Intervention in Kroatien und eine Personalunion zum Inhalt hatten.
Dafür sicherte Mussolini jegliche Hilfe für die Errichtung eines
kroatischen Staates unter der Ägide der Ustascha zu. In der Frage
Dalmatiens wich Pavelić zu jenem Zeitpunkt jedoch noch einer
eindeutigen Zusage aus. Er gab Mussolini zu verstehen, dass er auf
seine Anhänger Rücksicht zu nehmen habe, die den jahrelang verkündeten
unabhängigen kroatischen Staat ungern geschmälert sehen wollten.
Der Poglavnik wies jedoch darauf hin, dass die dalmatinische Frage
sich leichter lösen lassen werde, wenn erst einmal der neue Staat
politisch fest verankert sei. Mussolini gab sich einstweilen
hiermit zufrieden, erklärte aber, dass die italienische Regierung
über die Grenzfragen in Verhandlungen eintreten würde, sobald
Pavelić und seine Leute in Zagreb installiert sein würden,
und dass er ein Ergebnis erwarte, das vom Geiste dieser Aussprache
bestimmt sei.[9] 3.1.2
Die Proklamation des Unabhängigen Staates Kroatien Obwohl
frühere Abmachungen zwischen den Achsenmächten festlegten, dass
Kroatien in die italienische Interessensphäre gehörte[10],
war das Reich aus strategischen und vor allem wirtschaftlichen Gründen
keinesfalls bereit, dieses Gebiet, das den Donauraum mit dem
Mittelmeer verbindet, ohne weiteres Italien zu überlassen.
Deshalb sandte der deutsche Aussenminister Ribbentrop schon Ende März
seinen Sonderbeauftragten SS-Standartenführer Edmund Veesenmayer
mit dem Auftrag nach Zagreb, Fühlung mit der kroatischen Unabhängigkeitsbewegung
aufzunehmen.[11] Im
Gegensatz zu den Italienern beabsichtigte die Berliner Regierung
zunächst, den kroatischen Staat mit Hilfe von Vladko Maček,
dem Führer der Bauernpartei, zu errichten. Die Bauernpartei, kurz
nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gegründet, stellte die stärkste
Kraft im kroatischen Gebiet dar. Dies vor allem deshalb, weil 80
Prozent der kroatischen Bevölkerung zu jener Zeit Bauern waren,
die weder nationalistische noch kommunistische Tendenzen zeigten. Die
Deutschen gingen von der Überlegung aus, dass diese Partei als
Fundament des neuen Staates ein ganz anderes Potenzial darstellen
würde als die verhältnismässig wenigen Ustascha-Anhänger, die
in Jugoslawien durch den 72-jährigen ehemaligen k.u.k. Oberst
Slavko Kvaternik[12]
repräsentiert wurden. Kästli beschreibt ihn als einen Mann, der
grosse und aufrichtige Sympathie für die Schweiz hege, aber in
Wort, Gebärde und Bewegung etwas zur Überschwenglichkeit neige,
und dem aufmerksame Worte und gefühlvolle Versicherungen leicht
von den Lippen flössen. Verhandlungen, die der Sonderbeauftragte
des Auswärtigen Amtes, Walter Malletke, mit Maček führte,
ergaben jedoch, dass dieser die Gründung eines unabhängigen
Staates Kroatien nur durch einen Krieg für möglich hielt. Einen
solchen beabsichtigte er jedoch um jeden Preis zu verhindern.
Aufgrund dieser Überlegung lehnte Maček die ihm angebotene
Übernahme der Regierung mit Sitz in Zagreb ab. Stattdessen trat
er am 3. April der Regierung Simović als stellvertretender
Ministerpräsident bei, nachdem ihm diese unter anderem versichert
hatte, den Dreimächtepakt anzuerkennen und die Aussenpolitik im
Sinne des Paktes fortzuführen.[13] Darauf
wurde Veesenmayer ermächtigt, mit Slavko Kvaternik Verhandlungen
aufzunehmen. Die Zeit drängte, nachdem am 6. April 1941 die
deutsche Wehrmacht die Feindseligkeiten gegen Jugoslawien mit
Luftangriffen auf Belgrad und dem Vorstoss ihrer Armeen gegen
jugoslawisches Territorium begonnen hatte. Obwohl es schon nach
wenigen Tagen in Kroatien zu zahlreichen Desertionen kroatischer
Soldaten und ganzer Einheiten in der jugoslawischen Armee, zu Auflösungserscheinungen
in der Polizei, in den Behörden und auch zu örtlichen
serbisch-kroatischen Auseinandersetzungen kam, zögerten die im
Land befindlichen Ustascha-Gruppen und ihre Gesinnungsgenossen,
sich zu einem offenen Aufstand zu entschliessen. Erst unter Druck
Veesenmayers und einer Aufforderung Mačeks[14],
die neue Regierung anzuerkennen, erklärte Slavko Kvaternik am 10.
April, kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Zagreb, in
einer Proklamation die Unabhängigkeit des Staates Kroatien, die
folgendermassen lautete: „Gottes Vorsehung und der Wille unseres grossen Verbündeten sowie der jahrhundertelange Kampf des kroatischen Volkes und die grosse Opferbereitschaft unseres Führers Ante Pavelić und der Ustascha-Bewegung in der Heimat und im Ausland haben es gefügt, dass heute, vor der Auferstehung des Gottessohnes, auch unser unabhängiger Staat Kroatien aufersteht. Ich rufe alle Kroaten, insbesondere die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Streitkräfte und der Organe der öffentlichen Sicherheit auf, Ruhe und Ordnung zu bewahren. Die Streitkräfte haben ihren Aufenthaltsort anzugeben und sofort den Eid auf den Unabhängigen Staat Kroatien und seinen Poglavnik zu leisten. Ich
habe heute als der Beauftragte des Poglavniks das Kommando aller
Streitkräfte übernommen. Gott
mit den Kroaten! Für das Vaterland bereit!“[15] Den
in Zagreb kampflos einziehenden deutschen Truppen jubelte laut den
Berichten Kästlis das kroatische Volk begeistert zu. Gemäss
seinen Beobachtungen wurden die Hauptstrassen Zagrebs von Menschen
gesäumt, welche die Deutschen mit der Hoffnung empfingen, dass
sie ihrer Heimat die Freiheit wiederbringen würden.[16] Am
15. April traf Pavelić in Zagreb ein und übernahm in seiner
Eigenschaft als Poglavnik die Regierung, in der er auch die
Funktion des Ministerpräsidenten ausübte. Slavko Kvaternik,
mittlerweile zum Marschall ernannt, wurde sein Stellvertreter und
gleichzeitig Verteidigungsminister. Dessen Sohn Eugen Kvaternik
erhielt das Staatssekretariat für Sicherheit im Innenministerium.
Weitere wichtige Männer um Pavelić waren der erst Kästli
berichtet über die Pavelić-Regierung, dass sie auf den
Ustascha-Grundsätzen, d.h. auf den dem Achsensystem nachgeahmten
Grundsätzen wie Führerprinzip, Antisemitismus, Antikapitalismus,
Schutz und Achtung der Arbeit und schliesslich Verankerung des
Staatswohls in der Bauernwirtschaft aufgebaut wurde und als
spezifisches Element entweder die Vertreibung oder Vernichtung
sowohl der jüdischen als auch serbischen Volksteile zum Ziel
hatte.[18] Die alte Formel vom „Unabhängigen Staat Kroatien“ (Nezavisna Država Hrvatska = NDH), seit dem Ende der 20er Jahre als Parole der Ustascha und als Titel ihrer Zeitschriften propagiert, wurde zur offiziellen Staatsbezeichnung.[19] 3.1.3
Die Römischen Verträge Von
vornherein war klar, dass der junge Staat nur in Abhängigkeit von
Deutschland und Italien bestehen konnte. Das zeigte schon die
Tatsache, dass beide Mächte das kroatische Staatsgebiet in
Interessengebiete aufgeteilt hatten, welche durch eine
Demarkationslinie getrennt waren. Die Trennungslinie verlief in
einem Abstand von 100-150 km parallel zur Adriaküste von der
Untersteiermark bei Samobor, südlich von Petrinja, Prijedor und
Banja Luka, über Jajce und Travnik in südöstlicher Richtung
quer durch Bosnien und führte im grossen Bogen südlich von
Sarajewo weiter bis Rudo an die nördliche Grenze Montenegros.
Damit gehörten nebst den wichtigsten Strassen- und
Eisenbahnverbindungen die Hauptstadt Zagreb und die Zentren Banja
Luka und Sarajewo zur deutschen militärischen Zone.[20] Nördlich
der Demarkationslinie stand die 2. deutsche und südlich die 2.
italienische Armee. Auf Seiten der Deutschen hegte man die
Absicht, kroatische Truppenteile heranzubilden, um die eigenen und
italienischen Besatzungstruppen aus Kroatien zurückziehen zu können.[21]
In dieser Hinsicht sollten eine Ustascha-Miliz und eine reguläre
Armee der „Domobranen“ (Landwehr) entstehen. Die Soldaten der
Letzteren sollten im Gegensatz zur Ustascha-Miliz zwangsrekrutiert
sowie schlechter ausgerüstet und ausgebildet werden. Mit dem
vollständigen Rückzug der Truppen der Achse beabsichtigte die
Wehrmacht einerseits, diese für den anstehenden Russlandfeldzug
einzusetzen und andererseits, den italienischen Einfluss in
Kroatien einzuschränken. Hitler entschied aber, sich nicht in die
italienische Politik in Kroatien einzumischen, weil das Verhältnis
zu Italien den Beziehungen zu Kroatien überzuordnen war.[22] Pavelić
hatte sich somit den italienischen Wünschen zu beugen und traf
aus diesem Anlass am 25. April den italienischen Aussenminister
Ciano, um mit ihm die dalmatinische Frage zu behandeln. Von
italienischer Seite wurden zweierlei Lösungen vorgeschlagen:
Entweder die Abtretung der gesamten Adriaküste von Rijeka bis
Kotor oder als Alternative eine Begrenzung der italienischen
Annexion Nord- und Mitteldalmatiens bis nach Split unter
Einschluss der wichtigsten dalmatinischen Inseln und unter der
Bedingung eines zusätzlichen Paktes zwecks enger politischer,
militärischer und wirtschaftlicher Kooperation mit Italien.
Ausserdem wurde die Möglichkeit der Errichtung eines Königreiches
Kroatien unter einem italienischen Prinzen erörtert. Zu einer
Einigung kam es indessen nicht, weil sich die kroatische Seite sträubte,
auf die italienischen Vorschläge einzugehen. Erwägenswert
erschien den Kroaten höchstens das zweite Angebot.[23] Bei
den Verhandlungen, die in den folgenden Tagen zwischen der Pavelić-Regierung
und dem italienischen Gesandten Casertano fortgesetzt wurden, war
vor allem strittig, zu wessen Territorium Stadt und Hafen von
Split gehören sollten. Pavelić wies in diesen Besprechungen
darauf hin, dass er bei einem Verzicht Splits zurücktreten müsste
und mit ihm das ganze pro-italienische System zusammenbrechen würde.
Mussolini war jedoch nicht bereit, auf Split zu verzichten. Im
Gegensatz zu Ciano, welcher der Meinung war, dass es nicht der Mühe
wert sei, die Kontrolle über ein grosses und reiches Land zu
verlieren, nur um eine Stadt zu gewinnen, in der einzig die Denkmäler
italienisch seien. Schliesslich gab Pavelić auch in diesem
Punkt nach.[24] Die
entscheidende Konferenz erfolgte zwischen Mussolini und Pavelić
unter vier Augen am 7. Mai in Monfalcone. Hier musste sich
der Poglavnik den gemilderten Forderungen des Duce beugen, weil
die italienische Armee inzwischen den ganzen Raum westlich der
Demarkationslinie mit sieben Divisionen besetzt hatte. Mussolini rückte
von den Forderungen nach einer Zollunion und einer möglichen
Unterstellung des kroatischen Heeres unter das italienische
Oberkommando ab. Stattdessen wurde beschlossen, dass die
kroatische Krone des König Zvonimir[25]
– der letzte souveräne kroatische Königs aus dem 11.
Jahrhundert – zur symbolischen Bekundung der
italienisch-kroatischen Verbundenheit von Pavelić König
Victor Emanuel III. angeboten und von diesem dem Herzog Aimone von
Spoleto als künftigem König Tomislav II. übertragen werden
sollte. Diese Designation sollte jedoch ohne Bedeutung bleiben, da
der Herzog von Spoleto weder jemals den Thron bestieg noch
kroatischen Boden betrat.[26] Ergebnis
der Besprechung in Monfalcone waren die sogenannten „Römischen
Verträge“ vom 18. Mai 1941, zu deren Unterzeichnung eine
kroatische Delegation unter Pavelić in Rom erschien. Die
Verträge gliederten sich in einen italienisch-kroatischen
Grenzvertrag, ein Das
Militärabkommen hielt fest, dass Kroatien im Küstengebiet
keinerlei militärische Anlagen errichten durfte. Ausserdem erklärte
sich die kroatische Regierung zum Verzicht auf eine eigene
Kriegsmarine bereit. Im Garantie- und Freundschaftsabkommen
garantierte Italien die Unabhängigkeit und die gebietsmässige
Integrität des kroatischen Staates. Dieser verpflichtete sich
seinerseits, keine internationalen Abkommen zu schliessen, die
dieser Garantie und dem Geist der mit Italien geschlossenen
Abkommen zuwiderlaufen würden. Ferner sah sich die kroatische
Regierung zur Zusammenarbeit mit der italienischen Armee für die
Organisation des eigenen Heeres sowie zu einer solchen über Währungs-,
Zoll- und Verkehrsfragen mit Italien gezwungen.[28] Mussolini
konnte mit den Römischen Verträgen zufrieden sein. Dagegen
vermochte Pavelić seine Gefolgsleute und die Bevölkerung,
denen er in Reden und Kundgebungen die Abmachungen mit Italien als
Erfolg darzustellen versuchte, wenig zu überzeugen. In der
Ustascha-Prominenz fühlte man sich von Italien erpresst und
suchte nun um so mehr im deutschen Achsenpartner eine Stütze. In
der kroatischen Bevölkerung machte man darüber hinaus das Pavelić-Regime
selbst für den Verlust Dalmatiens verantwortlich. Der Schluss lag
nahe, dass hier auf Kosten kroatisch-nationaler Interessen zurückgezahlt
werden musste, was die Ustascha zuvor ein Jahrzehnt lang im
italienischen Asyl an Vorschussleistungen erhalten hatte.[29] Nach
dem die kroatische Regierung mit Deutschland ihre Grenzen fixiert
hatte, war die Frage der territorialen Ausdehnung des
Ustascha-Staates im Herbst 1941 somit geklärt.[30] Der
Unabhängige Staat Kroatien setzte sich aus den
kroatisch-slawonischen Kernländern einschliesslich Syrmien, ganz
Bosnien und der Herzegowina mit einem Teil des dalmatinischen Küstenlandes
zusammen. Mit rund 102 000 km2 Fläche nahm der neue
Staat zwei Fünftel der Liquidationsmasse des Königreiches
Jugoslawien ein. Die Ustascha konnten ihre grosskroatischen
Zielsetzungen als nahezu verwirklicht ansehen. Von den rund sechs
Millionen Einwohnern des Staatsgebietes waren aber wenig mehr als
drei Millionen katholische Kroaten, dagegen fast zwei Millionen
Pravoslawen (Serben), über eine halbe Million bosnische Muslime,
140 000 Volksdeutsche und sonstige Minderheiten.[31] 3.1.4 Die Interessen Deutschlands an Kroatien Hitler
hatte bereits am 12. April erklärt, dass Deutschland sich
politisch in Kroatien nicht einmischen wolle, aber gewisse militärische
Interessen wahrzunehmen gedenke. Im Zusammenhang damit war am
selben Tag General Edmund Glaise von Horstenau zum „Bevollmächtigten
deutschen General in Zagreb“ ernannt worden. Der „politische
General“ Glaise Horstenau, ein Österreicher, der auf Grund
seiner grossdeutschen Gesinnung frühzeitig mit den österreichischen
Nationalsozialisten sympathisiert hatte und aus seiner Abneigung
gegen die Italiener kein Hehl machte, erfreute sich der Gunst
Hitlers. Seine Beauftragung zeigte die Absicht, wenigstens in
militärischer Hinsicht Kroatien nicht dem italienischen Einfluss
zu überlassen. Mitentscheidend waren zudem die gegenseitige
kroatisch-österreichische Hochschätzung sowie die Bekanntschaft
Glaises zu ehemaligen kroatischen k.u.k. Offizieren. Kästli, der
den General Horstenau als einen fähigen und verantwortlichen
Offizier erachtete, baute in der Folge ein freundschaftliches Verhältnis
zu diesem auf. Aufgrund dieser Beziehung hatte sich Horstenau in
der Folge immer wieder für die Interessen der Schweiz eingesetzt.[32] Als
deutscher Gesandter in Zagreb wurde der erst kurz vorher von
Ribbentrop in den diplomatischen Dienst geholte SA-Obergruppenführer
Siegfried Kasche bestimmt. Die Entscheidung Hitlers und
Ribbentrops für Kasche rührte daher, dass sie der Ansicht waren,
das Reich sei durch einen selbstbewussten und schneidigen Repräsentanten
der nationalsozialistischen Bewegung in Zagreb besser vertreten
als durch einen Berufsdiplomaten. Kästli erachtete diese Wahl als
verhängnisvollen Fehler, da er Kasche als zu ehrgeizig und zudem
wenig sachverständig ansah.[33]
Dem
deutschen Gesandten wurde aufgetragen, sich nicht zu stark
innenpolitisch einzumischen und die Forderungen Italiens an
Kroatien nicht zu hintertreiben. Kasche selbst hatte eine
parteipolitische Auffassung von seiner Mission, indem er glaubte,
den Unabhängigen Staat Kroatien innenpolitisch dem Dritten Reich
nachformen zu müssen. Sein Geltungsbedürfnis und seine positive
Bewertung des Ustascha-Regimes vertrugen sich indes schlecht mit
der Direktive der politischen Nichteinmischung, sodass es in der
Folge mehrmals zu Konflikten mit dem italienischen Verbündeten
kam.[34] Obwohl
Deutschland sein politisches Desinteresse erklärt hatte und die
italienisch-kroatischen Vereinbarungen vom 18. Mai 1941 Italien
die militärische und wirtschaftliche Führungsrolle in Kroatien
einräumen sollten, zog man weder auf kroatischer noch auf
deutscher Seite daraus die Konsequenzen. Glaise von Horstenau
sprach sich unmittelbar nach den römischen Verträgen entschieden
dagegen aus, die deutschen Truppen aus Kroatien abzuziehen. Auch
Pavelić legte die Verträge dahingehend aus, dass die
italienischen militärischen Funktionen nur auf kroatischen Wunsch
vorgesehen seien und er folglich die Freiheit habe, auch
Deutschland militärisch um Rat und Hilfe anzugehen.[35] Daneben
blieb vor allem auch auf wirtschaftlichem Gebiet ein starkes
deutsches Interesse an Kroatien bestehen. Die angespannte
kriegswirtschaftliche Lage des Reiches erforderte, dass selbst der
industriell vergleichsweise schwach entwickelte Unabhängige Staat
Kroatien in den rüstungs- und wehrwirtschaftlichen
Fertigungsprozess mit einbezogen werden sollte und die kroatischen
Produktionskapazitäten auf die Bedürfnisse der deutschen
Kriegswirtschaft umzustellen waren. Um diese wirtschaftlichen
Interessen realisieren zu können, wurde bereits am 16. Mai 1941
ein deutsch-kroatisches Wirtschaftsabkommen unterzeichnet, in
welchem die kroatische Regierung besondere Berücksichtigung der
deutschen wirtschaftlichen Interessen versprach.[36]
Im deutsch-kroatischen Protokoll heisst es hinsichtlich der
deutschen Wirtschaftsinteressen in Kroatien wie folgt: „Deutschland kann die von ihm eingeleitete Ausbeute an industriellen Rohstoffen, vor allem an Mineralien, uneingeschränkt weiter betreiben. Bei der Erteilung weiterer Konzessionen wird der kroatische Staat die deutschen Interessen besonders berücksichtigen. Das gleiche gilt für die Ausfuhr von Rohstoffen und insbesondere Mineralien nach Deutschland. Die deutschen Gesellschaften gehörenden Erdölkonzessionen
können unter den gleichen Bedingungen wie bisher ausgebeutet
werden. In den Fällen, in denen Konzessionen bereits verbindlich
zugesagt, aber die Konzessionsverträge noch nicht ausgefertigt
waren, wird dies jetzt erfolgen, und zwar zu den Bedingungen, die
hierfür vorgesehen waren und die den Bedingungen entsprechen, die
für die übrigen Konzessionen in Geltung sind. Bei der Ausfuhr
der in diesen Konzessionsgebieten geförderten Mineralölmengen
wird der deutsche Bedarf bevorzugt berücksichtigt werden.“[37] Auch
während des ersten Besuches Pavelićs in Deutschland am 7.
Juni 1941 wies Hitler in den Besprechungen auf dem Berghof darauf
hin, dass eine Intensivierung der deutsch-kroatischen
Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet wünschenswert sei.
Bald wurde diese Zusammenarbeit auch dahin ausgedehnt, dass die
kroatische Regierung die Anwerbung und Rekrutierung kroatischer
Arbeiter für die Kriegswirtschaft und Landwirtschaft des Reiches
tolerierte. Zu Anfang meldeten sich viele arbeitslose Kroaten
freiwillig für den Arbeitsdienst in Deutschland, doch reichten
diese nicht aus, um den durch den Russlandfeldzug verursachten
Verlust an Arbeitern auszugleichen. Die deutschen Stellen in
Kroatien gingen daraufhin immer mehr dazu über, zwangsmässig
einheimische Arbeiter sowie Kriegsgefangene zu rekrutieren. Bis
zum Ende des Jahres 1941 wurden so ca. 150 000 Arbeitskräfte für
das Reich gewonnen.[38] Mit
all diesen Forderungen hatte Deutschland, wie Kästli in seinem
ersten Geschäftsbericht festhält, die Voraussetzungen für eine
völlige Unterwerfung der Wirtschaft des politisch abhängigen
Staates Kroatien unter die ökonomische Vorherrschaft des Dritten
Reiches geschaffen. Es hatte das Land in den ersten Monaten seines
Bestehens bereits dermassen ausgebeutet, dass bei manchen Behörden
und beim Volk die Sympathie für die Deutschen langsam nachliess.[39] 3.1.5
Die Volksdeutschen Ein
weiteres Anzeichen dafür, dass Deutschland durchaus
beabsichtigte, seine Interessen in Kroatien wahrzunehmen, stellten
gemäss Kästli die Sonderrechte für die volksdeutsche Minderheit
in Kroatien dar. Die Pavelić-Regierung hatte auf deutsche
Veranlassung hin beschlossen, den etwa 140 000 Volksdeutschen, die
vor allem in Slawonien und Symrien ansässig waren, im Rahmen
eines Autonomie-Status ausserordentlich weitgehende Selbständigkeit
einzuräumen. Die deutsche Volksgruppenorganisation erhielt durch
verschiedene Gesetztesdekrete nicht nur volle kulturelle
Autonomie, ihr wurde auch massgeblicher Einfluss in der örtlichen
Verwaltung, die Errichtung eigener Einheiten innerhalb der
kroatischen Heimwehr und der Ustascha-Miliz (volksdeutsche
Einsatzstaffel)[40],
ausserdem der ungehinderte Verkehr mit reichsdeutschen Stellen,
der Gebrauch nationalsozialistischer Uniformen, Embleme und das
freie Bekenntnis zur nationalsozialistischen Weltanschauung
zugestanden. Volksgruppenführer Branimir Altgayer erhielt den
Rang eines Staatssekretärs der kroatischen Regierung mit eigenem
Verordnungsrecht. Aufgrund dieser Sonderrechte sprach man in der
kroatischen Öffentlichkeit mit der Zeit auch von einem Staat im
Staate, in dem die Volksdeutschen in der Folgezeit durch ihr
selbstherrliches Schalten und Walten bei der Pavelić-Regierung
oft Anstoss erregten.[41] Kästli
beschreibt, wie die politischen, territorialen und
wirtschaftlichen Forderungen der zwei Achsenmächte, die anfänglich
als Befreier des kroatischen Volkes vor dem Serbentum wie Freunde
aufgenommen wurden, dazu führten, dass nicht nur in der
Opposition, sondern immer mehr auch in der Masse des Volkes und
sogar im Regime und in der Regierung Gefühle der Enttäuschung
und versteckten Auflehnung aufkamen.[42] 3.2
Die Anfänge des Ustascha-Staates Pavelić
gelang es schnell und relativ reibungslos, schon durch seine
ersten Massnahmen als Staatsführer sich selbst eine diktatorische
Stellung zu sichern und der Ustascha beherrschenden Einfluss in
der Exekutive zu verschaffen. Seine politische Autorität und
Macht beruhte fast allein auf der Leitung und Handhabung der
Ustascha-Organisation. Kästli beschreibt Pavelić als eine
Person in den frühen Fünfzigern, die eine männliche Erscheinung
habe und eine beherrschte, beinahe vornehme Bewegung besitze. Er
habe schöne aber harte Gesichtszüge, die mit der gemessenen Art
seiner Reden harmonisierten. Seine Baritonstimme versöhne einen
damit, dass die Mundpartie beim Sprechen noch härter werde, während
der ruhige Blick sich angenehm auswirke. Nach Kästli bewege sich
unter den Spitzen der kroatischen Führung niemand mit soviel Würde
und Natürlichkeit.[43] Als
Herr der Staatsmacht und absoluter Führer der Ustascha-Bewegung
verfügte Pavelić über unbeschränkte Disziplinargewalt, und
formell war ihm die Unterordnung seiner Mitarbeiter garantiert.
Die doppelte Bindung wurde insofern zum Prinzip gemacht, als in
der Regel die Minister und die ihnen im Rang etwa gleichgestellten
Leiter der 22 neugebildeten Grossgespannschaften (velike župe)[44]
in Personalunion auch entsprechend hohe Ränge in der politischen
Ustascha-Organisation einnahmen. Tatsächlich aber führten sich
namentlich die neuernannten Ustascha-Grossgespanne vielfach als
souveräne Herrscher ihres Bezirkes auf und errichteten in ihren
Gebieten Willkürregime. Diesen Lokalherrschern war infolge des
lockeren Gefüges der rasch improvisierten Staats-Organisation von
Zagreb aus indes nicht ohne weiteres beizukommen.[45] Um
auch Rückhalt in der Bevölkerung zu finden, beabsichtigte der
Poglavnik mit geschickter Propaganda eine plebiszitäre
Massenbasis zu erlangen. Die Voraussetzungen hierfür waren jedoch
nicht besonders günstig, da zum einen der Grossteil der Bevölkerung
Bauern und somit Anhänger der Bauernpartei Mačeks waren und
auch nach der Gründung des kroatischen Staates blieben. Zum
anderen hatte die Ustascha die Selbständigkeit Kroatiens nicht
selbst erkämpft, sondern die Macht in diesem Staate dank der
deutsch-italienischen Protektion erlangt.[46] Träger
und Anhänger der Ustascha-Bewegung waren lediglich verschiedene
Randgruppen des katholisch-nationalen Bürgertums und die
ehemaligen kroatischen Offiziere und Beamten aus der k.u.k. Zeit,
die im ökonomisch unterentwickelten Land und angesichts der
Majorisierung des jugoslawischen Staates durch serbische Beamte
und Militärs keine befriedigende Zukunftssicherung vorfanden oder
erblickten. Auffällig hoch in der Ustascha war in diesem Sinne
auch der Anteil der Akademiker und der Studentenschaft, denen sich
nach Abschluss ihrer Ausbildung wenig berufliche Möglichkeiten in
Kroatien boten. Ferner fand die Ustascha besonders in Teilen der
katholischen Laienbewegung und des Ordensklerus Rückhalt, der um
die Erhaltung seines geistlich-politischen Einflusses und seiner
sozialen Führungsrolle im pluralistischen jugoslawischen Staat
besorgt war.[47] Der
junge Staat litt innenpolitisch zunächst aber vor allem daran,
dass für seine Staatswerdung keine Vorbereitungen getroffen
werden konnten. Es fehlte an geschulten Diplomaten für die auswärtigen
Vertretungen und an diensterfahrenen Beamten für die neu zu
schaffenden Ministerien. Dies deshalb, weil seit der Gründung des
Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen für diese Posten
fast nur Serben herangezogen worden waren. Es fehlte aus gleicher
Ursache an erfahrenen Offizieren, von denen es zur Zeit des Unabhängigen
Staates Kroatien nur noch solche gab, die vorwiegend aus der
k.u.k. Zeit stammten. Diese Einsetzungspraxis war ein Teil der
gezielten Unterdrückungsmethoden, welche die orthodoxen Serben
als staatstragendes Volk gegenüber den römisch-katholischen
Kroaten zur Zeit Jugoslawiens planmässig angewandt hatten.[48] [1]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1941 von Kästli. [2]Hory / Broszat. S. 39f. [3]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1941 von Kästli. [4]Kiszling. S. 100. [5]Ante Pavelić wurde am 14. Juli 1889 in Bradina in der Herzegowina als Sohn eines Eisenbahnbauarbeiters geboren. Nachdem er 1910 die Reifeprüfung abgelegt hatte, studierte er Rechtswissenschaften, die er 1915 abschloss. In der Zwischenzeit hatte er sich in der politisch unbedeutenden kroatischen Staatsrechtspartei engagiert, welche die Rechtmässigkeit des nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten gemeinsamen Staates der Serben, Kroaten und Slowenen verneinte und die Separation eines selbständigen grosskroatischen Staates forderte. Nachdem ein von ihm angezettelter Aufstand gegen die jugoslawische Regierung gescheitert war, flüchtete Pavelić mit seiner zuvor gegründeten Ustascha-Organisation nach Italien. Als Aufgabe stellte sich die Ustascha, Kroatien durch bewaffneten Kampf vom fremden Joch zu befreien. In diesem Sinne verübte sie auch ein Attentat gegen den jugoslawischen König Alexander I., den sie allgemein als Urheber der ganzen Unterdrückung betrachtete. Danach verschlechterte sich die Lage für die Ustascha, da ein Grossteil ihrer Anhänger europaweit gesucht und inhaftiert wurde. In der Folge blieb es um die Ustascha und ihren Anführer Pavelić bis Anfang 1941, als Mussolini wieder Verwendung für ihn hatte, relativ ruhig. Siehe Hory / Broszat. S. 13ff. [6]Nachdem ein serbischer Abgeordneter am 20. Juni 1928 in der Skupština (jugoslawisches Parlament) den Führer der kroatischen Bauernpartei Stjepan Radić und zwei weitere Mitglieder erschossen hatte, weitete sich die serbisch-kroatische Spannung zu einer gefährlichen Staatskrise aus. Zur Lösung dieser Krise führte der jugoslawische Monarch Alexander I. am 6. Januar 1929 einen Staatsstreich durch, indem er die Verfassung ausser Kraft setzte, das Parlament auflöste und einen Vertrauensmann zum Ministerpräsidenten ernannte. Gleichzeitig fasste der König die oberste Staatsgewalt, die Legislative und die Exekutive in seiner Hand zusammen. Zwecks Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit wurde jeder Widerstand gegen die Staatsgewalt unter Strafsanktion gestellt. Alle Parteien, die für eine Änderung der Staatsform warben, die religiösen oder Stammescharakter trugen, sowie die Gewerkschaften wurden aufgelöst und die Pressezensur verschärft. Praktisch wurden dadurch alle Parteien in Jugoslawien verboten. Siehe Kiszling. S. 137ff. [7]In der italienischen Öffentlichkeit herrschte zudem eine starke Propaganda für die Annexion Dalmatiens. [8]Kiszling. S. 100ff. [9]Hory / Broszat. S. 42f. Vgl. dazu Bauer, Ernest. Italien und Kroatien 1938-1945. In: Zeitschrift für Geopolitik, Weltwirtschaft, Weltpolitik und Auslandwissenschaft. XXVI. Jahrgang 1, Darmstadt 1955. S. 112-122. S 119. [10]Bereits im März 1939 hatte die deutsche Regierung Italien feierlich bestätigt, dass Kroatien zur italienischen Interessensphäre gehöre. Siehe Hory / Broszat. S. 42. [11]Bauer. S. 119. [12]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht von Kästli vom 1.6.1942. [13]Maček, Vladko. In the struggle for freedom. New York 1957. S. 220f. [14]Auf Drängen von Veesenmayer erklärte Maček, dass die Deutschen bevollmächtigen könnten, wen sie wollten, er könne weder über die Bauernpartei noch über das kroatische Volk verfügen. Nach langen Verhandlungen zeigte sich Maček aber bereit, den Text eines Aufrufes zu Gunsten Kvaterniks zu unterzeichnen. Der Aufruf enthielt den Appell an das kroatische Volk und die Mitglieder der Bauernpartei, sich der neuen Regierung zu unterwerfen und mit ihr zusammenzuarbeiten. Siehe Maček. S. 228f. [15]Hory / Broszat. S. 53. [16]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1941 von Kästli. [17]Budak, Lorković, Artuković, Perčević und seit Sommer 1941 auch Slavko Kvaternik hatten in der Ustascha-Organisation zugleich die Stellung eines Doglavniks inne und gehörten damit dem obersten Führerrat des Ustascha-Hauptquartiers an, der sich aus 12 Doglavniken zusammensetzte. Siehe Hory / Broszat. S. 77f. [18]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1941 von Kästli. [19]Hory / Broszat. S. 57. [20]Hory / Broszat. S. 65f. [21]Nach der Niederwerfung Jugoslawiens und Griechenlands verblieb im ganzen Balkanraum an deutschen Truppen nur die 12. Armee, wovon in Kroatien nur die 718. Sicherungsdivision und später noch einige Landschützenbataillone zur Sicherung der Bahnstrecken stationiert waren. Von den Italienern standen die 2. Armee in Kroatien und die 9. in Montenegro, welches italienisches Protektorat wurde. Siehe Kiszling. S. 179. [22]Hory / Broszat. S. 58f. [23]Fricke.
S. 20. Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 66f., Kiszling. S. 176 und
Ciano, Galeazzo. Tagebücher. 1939-1943. Bern 1946. S. 313f. [24]Ciano. S. 315. Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 66f. [25]Im Jahre 924 errichtete Tomislav das Königreich Kroatien, das lediglich bis 1091 bestand hatte. König Zvonimir, der von 1076-1089 herrschte, war nebst Tomislav der bedeutenste König in der kurzen Geschichte des selbständigen Königreiches Kroatiens. Danach gelangte die kroatische Krone in die Hände der Magyaren. [26]Kiszling. S. 176. Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 67, Fricke. S. 21 und Ciano. S. 318. Ciano beschreibt den Herzog von Spoleto als einen Mann, der sich gerne dem Vergnügen hingab. Im Tagebuch des italienischen Aussenministers ist zu lesen, dass der Herzog auf Kroatien „pfiff“ und stattdessen nur Geld für seine Ausschweifungen verlangte. Siehe Ciano. S. 393. [27]Hory / Broszat. S. 67. Vgl. dazu Fricke. S. 21. [28]Fricke. S. 22. Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 67f. [29]General Glaise von Horstenau, der Bevollmächtigte deutsche General im Unabhängigen Staat Kroatien, berichtet, dass die ohnehin nicht allzu breit abgestütze Regierung in der Öffentlichkeit noch weiter an Rückhalt verlor. Während sich die älteren Jahrgänge eher wieder Maček zuwandten, hatten die Studenten Anschluss an die kleine nationalsozialistische Partei gesucht. Gegen die Italiener wurden dagegen überall Drohungen ausgestossen. Siehe Hory / Broszat. S. 68. [30]Bei der Aufteilung Jugoslawiens wurde der nördliche Teil Sloweniens zum Reich geschlagen, und Serbien, in den Grenzen von 1912, kam unter deutsche Militärverwaltung. [31]Hory / Broszat. S. 69. Vgl. dazu Fricke. S. 23. [32] E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht von Kästli vom 11.10.1944. [33]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1941 von Kästli [34]Hory / Broszat. S. 60. Vgl. dazu E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1941 von Kästli. [35]Hory / Broszat. S. 69. [36]Sundhaussen, Holm. Südosteuropa in der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft am Beispiel des „Unabhängigen Staates Kroatien“. In: Südost-Forschungen 33, 1973, S. 233-266. S. 239. Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 69f. [37]Sundhaussen. S. 239. Neben diesen Zugeständnissen verpflichtete sich die Pavelić-Regierung, wie bei den Italienern, die Kosten für die deutschen militärischen Einrichtungen und Besatzungstruppen in Kroatien zu tragen. [38]Ebd. S. 253f. Vgl. dazu Hory / Broszat. S. 70. [39]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1941 von Kästli. [40]Diese militärische Organisation stellte eine eigentliche SS-Staffel der deutschen Volksgruppe dar. Ihre Mitglieder trugen mit einem unauffälligen Unterschied in den Abzeichen auch die gleichen Uniformen wie die reichsdeutsche SS. Siehe E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht von Kästli vom 4.12.1941. [41]Hory / Broszat. S. 70f. Vgl. dazu E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht von Kästli vom 31.10.1941. Kästli schreibt, dass viele Kroaten sich darum bemühen würden, Mitglied des deutschen Kulturbundes zu werden, wenn es zutreffe, dass jedes Mitglied als Volksdeutscher gelte. Denn viele Kroaten würden sich für besser geschützt halten, wenn sie dem Bund beiträten. [42]E 2400 (-) Zagreb, Bd. 4, Geschäftsbericht 1942/43 von Kästli. [43]E 2300 Zagreb, Bd. 532, Bericht von Kästli vom 1.6.1942. [44]Aufgrund des Gesetzesdekretes vom 10.6.1941 wurde das Gebiet des Unabhängigen Staates Kroatien in 22 Grossgespannschaften eingeteilt. [45]Hory / Broszat. S.79. [46]Ebd. S. 76. [47]Ebd. S. 176. [48]Kiszling. S. 178. Vgl. dazu Fricke. S. 27.
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